Dienstag, 13. Januar 2015

„no poo“ - was ist das???


Anders als vielleicht erwartet kommt der Name „no poo“ von „no Shampoo“ und bedeutet die Haare „ohne Shampoo“ zu waschen.

OHNE SHAMPOO?! Wie soll das denn bitte gehen? Ist das nicht ekelhaft?!
Ja... das waren meine ersten Gedanken. Aber ich habe mich etwas genauer mit dieser Thematik beschäftigt, weil ich einfach zu neugierig bin.

Die „no poo“-Methode, die in Amerika (und anderen Teilen der Welt) schon eine ganze Weile populär ist, schwappt nun endlich auch zu uns nach Deutschland über.
Es wird hierbei bewusst auf chemische Reinigungs- und Pflegemittel für die Haarpflege verzichtet. 

Warum?
Die häufigsten Gründe sind:
  • Unverträglichkeit gegenüber den chemischen Produkten, z.B. Hautreizungen oder Ausschlag
  • Bewusstes Meiden der chemischen Produkte, da sie gesundheitlich fragwürdige Inhaltsstoffe enthalten (Silikon, Lauryl-Sulfate etc)
  • Umweltbewusstes Leben, da der eigene Plastikmüll reduziert wird
  • der Wunsch nach schönerem, fülligerem und gesünderem Haar
Bei meinen Recherchen im Internet hatte ich öfters den Eindruck, als bedeutet dieses „no poo“ NUR mit Wasser waschen. Dabei bedeutet „kein SHAMPOO“ noch lange nicht „nur Wasser“.
Es gibt zahlreiche natürliche Methoden um den Kopfschmuck einer jeden Frau zu hegen und pflegen.

Die Reinigung

  • Natron: 1 l Wasser + 3 El Natron in einer Flasche mischen und kräftig schütteln, mit diesem Sud die Haare, vor allem die Kopfhaut übergießen und ca. 2min einwirken lassen, danach gut ausspülen.
    Natron hilft dem Haar beim Entgiften und das haben sie nach den Chemiekeulen der Kosmetikindustrie DRINGEND nötig. Jedoch sollte Natron nicht zu oft verwendet werden, da dieser Sud zwar Giftstoffe aus dem Haar zieht, aber es auch spröde machen kann. Frauen mit gefärbten Haaren sollten vorsichtig sein mit Natron, da sich die Haarfarbe verändern kann.

  • Lavaerde: die Tonerde wird mit warmen Wasser gemischt, dabei quillt sie etwas und dieser „Schlamm“ wird auf die Kopfhaut aufgetragen. Sanft einmassieren, mit Wasser ausgespülen und fertig. Lavaerde wirkt wie ein Löschpapier und nimmt überschüssiges Fett von der Kopfhaut und den Haaren auf, ohne die Haare oder die Haut auszulaugen.
  • Waschnüsse: die Früchte des Waschnussbaumes werden mit heißem Wasser übergossen und geschüttelt. Diesen Seifensud lässt man abkühlen und seiht ihn dann ab. Das nasse Haar wird nun damit übergossen, massiert und anschließend mit reinem Wasser ausgewaschen. 



Seifenkraut (in der Apotheke erhältlich), farbloses Hennapulver oder Heilerde (soll die Haare aber stark austrocknen) sind weiter Optionen.

Seit November reinige ich meine Haare nun mit Lavaerde von Logona statt Shampoo.
Ich habe öfters gelesen, dass Frauen sich über fehlenden Duft in ihrem Haar beschweren... meine Lösung sind ätherische Öle. Ich gebe zu dem "Schlamm" ein bis zwei Tropfen eines ätherischen Öls und genieße den herrlichen Duft.

Diese Zeit der Haarpflege ist für mich zu einer Art „mentalen Pflege“ geworden, weil ich mir ganz bewusst Zeit nehme... Zeit nur für mich. Ich atme tief ein, genieße den Duft des ätherischen Öls und für einen Augenblick vergesse ich den Alltagsstress, entspanne mich ganz bewusst.
Vorher habe ich das Haarewaschen natürlich auch genossen, aber nicht so intensiv. :-)


Der Conditioner

SEHR wichtig ist das "Danach"... also das, was nach der Reinigung passiert.
Ein einfaches DIY-Rezept? 
Apfelessig+Wasser, im Verhältnis 1:10 (10ml Apfelessig auf 100ml Wasser). Mit dieser Mischung wird das Haar und die Kopfhaut übergossen und nach ca. 2min ausgespült.
Apfelessig schließt die Schuppenschicht der Haare, macht die Haare weich, glänzend und ist dabei schonend zur Kofhaut und dem Haar.
Probiert es doch einfach mal für drei/vier Haarwäschen aus.
Der Essiggeruch verfliegt schnell und zur Not hilft Parfüm ;-)


Sonstige Pflege

Ihr glaubt gar nicht, wie wichtig eine gute Haarbürste ist. Ich habe immer gedacht, dass Bürsten die Haare in erster Linie entwirren sollen. Aber ich war mir mir nicht im Klaren darüber, wie wichtig es für die Haare ist, dass der Talk, also das natürliche Haarfett im Haar verteilt wird.
Ich muss gestehen, allein bei den Worten „Talk“ und „Haarfett“ rümpfe ich die Nase, weil ich damit fettige, strähnige Haare verbinde. Natürlich ist das nicht so.
Dieses „Öl“ lässt die Haare glänzen und schützt es. Deshalb ist das Bürsten so wichtig.
Da ich sehr lange Haare habe, greif ich gerne zu Kokosöl, Sheabutter und Jojobaöl um es in meine Haarspitzen zu massieren und, ich konnte es selbst kaum glauben, meine Haare werden dadurch NICHT fettig, sondern sie glänzen!
Klar, ich verwende nur eine Fingerspitze und nicht eine Handvoll, aber trotzdem... ;-)


Ein Geheimnis?!

Im Internet habe ich gelesen, die Haare sollten mit 50°C heißem Wasser gewaschen werden, wenn man sie ohne Shampoo wäscht. Warum? Das Fett kann sich erst dann richtig lösen und ausgewaschen werden. 
Ich persönlich möchte mir nicht die Kopfhaut verbrühen und vor allem will ich mir NICHT den Schutzfilm vom Haar waschen, sondern nur das „Zuviel“ entfernen.

Wascht und föhnt eure Haare lieber möglichst kühl um der Struktur nicht zu schaden und das Haar nicht zu sehr zu strapazieren. Zu viel Hitze ist und bleibt in meinen Augen schädlich.

Und soll ich euch ein Geheimnis verraten?
Wisst ihr welches Haar für eine Echthaarperücke am gefragtesten ist?
Drei mal dürft ihr raten... Es ist das der Inderinnen. Aber nicht irgendwelcher Frauen, sondern das der Armen. 
Warum ist es so begehrt?
Sie sind so arm, dass sie sich Shampoo nicht leisten können. Sie leben „no poo“, weil sie keine andere Wahl haben (soviel zu dem Punkt, der Trend käme aus den USA :D ).
Und weil sie ihr Haar ohne Silikone, Tenside etc. pflegen, wollen es Frauen und Männer auf der ganzen Welt haben. Ich finde diesen Gedanken einfach unglaublich faszinierend.
Mal ganz abgesehen davon, dass es auf der Welt noch weitere Kulturen gibt, in denen Shampoo keine Rolle spielt, die Haarpflege aber sehr wohl... z.B. die Himba in Arfika.



Keine Angst

Ihr möchtet "no poo" probieren? Dann los!
Sechs Wochen braucht die Kopfhaut und das Haar im Schnitt, um zu entgiften und sich zu regulieren.
In dieser Zeit gibt es auf einmal einen schwarzen schmierigen Film in der Haarbürste, die Haare fühlen sich manches mal steif und fettig an und der Gedanke zu dem Shampoo zu greifen ist soooo verlockend.

Habt Mut und haltet durch!!! 

Dieser schwarze Film, der sich jetzt in der Bürste absetzt (und leicht entfernt werden kann) war vorher IN euren Haaren! Dieser Film bedeutet, dass euer Haar den ganzen Schlodder am Loswerden ist. 


Selbst wenn ihr nicht komplett auf euer Shampoo verzichten wollt, kann ich euch nur ermutigen ab und zu auf die Haarwäsche zu verzichten, oder zu einer oben beschrieben Alternative zu greifen.
"ABER...", ruft ihr jetzt, "die Haare werden doch so schnell fettig und müssen deshalb jeden Tag gewaschen werden!"
Genau da liegt der Knackpunkt! 
Die Haare fetten so stark WEIL sie jeden Tag gewaschen werden. Das Shampoo entfernt komplett den Talk, also legt die Haut los und produziert noch mehr, und noch mehr, und noch mehr...


Im nächsten Post werde ich euch Schritt für Schritt meine Haarpflege beschreiben und ein paar meiner Missgeschicke mit euch teilen :D